Leben und Wirken von Karl Planeth

Karl Planeth bei seiner Arbeit unterhalb der Stadtmauer
Karl Planeth bei seiner Arbeit unterhalb der Stadtmauer

Geboren: 5.April in Warin gestorben: 5.April 1993 in Rostock

Ein hagerer Mann – den Kopf bedeckt mit einer Baskenmütze – ist in den Jahren von 1946 bis 1992 von der Stadtmauer hinter der Petrikirche hin zur Petrischanze nicht wegzudenken. Aus den Wirren des Krieges kommend brauchte er keinen Auftrag des Nationalen Aufbauwerkes. Er suchte sich seine Aufgabe selbst. Das Gebiet auf der nördlichen und östlichen Seite der Petrikirche, besonders der Weg entlang der Stadtmauer von der Slüterstraße bis hin zu Am Bagehl, hatte es ihm angetan. Wie andere Leute ihren Schrebergarten pflegen, so kümmerte sich der 1904 in Warin geborene Zahntechniker um das vom Krieg verwüstete Gelände, das sich nicht weit weg von seinem Wohnort in der Strandstraße befand.
Zunächst mussten der Schutt und die Trümmer weggeräumt werden. In jeder freien Minute legte Karl Planeth Wege und Rasen an, pflanzte Büsche und Sträucher, ordnete Wildwuchs. Auf einem uralten Handwagen karrte der fleißige Mann kostenloses Material wie alte Bettgestelle, Stangen, Bretter und Mauersteine heran, um damit Treppen zu bauen. So war es dann auch wieder möglich, das Slüterdenkmal zur Besichtigung zu betreten.
Die Jungen und Mädchen der Östlichen Altstadt hatten den Abhang von der Stadtmauer zum damals noch bestehenden Petritor im Winter für das Schlittenfahren entdeckt. Ohne mit ihnen über den geschundenen Rasen zu meckern, begradigte Karl Planeth im darauf folgenden Frühling die Wege und schuf so eine echte Rodelbahn. Zum Entzücken der kleineren Kinder und deren Mütter legte der Zahntechniker, der vor und nach seiner Arbeit im Labor immer in der Nähe der Petrikirche zu sehen war, einen  Spielplatz mit Sandkiste und Wippe zwischen Wendenstraße und Slüterstraße an. Die Pflege des Umfelds und seine Sauberhaltung waren für ihn  selbstverständlich.
So lange es seine Gesundheit erlaubte, holte er täglich seine Arbeitsgeräte aus einem Turmraum der Petrikirche, um seine Ideen zur Vervollkommnung des Areals hinter der Petrikirche umzusetzen. Dankbar war ihm vor allem die ältere Generation, als er mit Steinen und Bohlen eine Bank auf einer Betonplatte dort baute, wo man über die Stadtmauer schauen konnte. Zu verschiedenen Tageszeiten fanden sich hier nicht nur Rentner ein, um zu klönen.
Wie der Türmer Max Braatz von St. Petri sich erinnert, lehnte Karl Planeth eine Auszeichnung des Nationalen Aufbauwerkes für seine ehrenamtliche Tätigkeit ab. Über einen Blumenstrauß von Pfarrer Wittenburg, mit dem er in sehr gutem Einvernehmen lebte, obwohl er selbst nicht Mitglied der Kirchgemeinde war, freute er sich immer wieder.
Um das Schaffen Karl Planeths zu ehren und die Erinnerung an ihn aufrecht zu erhalten, soll der Weg entlang der Stadtmauer zwischen Petritor und der Straße Am Bagehl den Namen Karl Planeth erhalten.

Dieser Text wurde inhaltlich zusammengestellt von Max Braatz, Christine Haase und Peter Wittenburg und redaktionell in Form gebracht von Gabi Pertus. Er wurde abgedruckt in der OSTPOST Nr.19


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