Persönlicher Rückblick auf 20 Jahre OSTPOST

Hinrich Bentzien - Mediengestalter und Redakteur - erinnert sich

Meine erste Begegnung mit der OSTPOST ereignete sich im Jahre 2000 im Rostocker Altstadt Druck. Ich konnte bei einem Kaffee am Mitarbeiter-Pausentisch mit einem Ohr den Verhandlungen der Zeitungsmacher mit einem zuständigen Druckerei-Kollegen lauschen und sah die OSTPOST-Gründer ein- und ausgehen. Zum Teil kannte ich sie schon als Auftraggeber anderer Druckerzeugnisse. Eine der beiden Gestalterinnen hatte zuvor ein Praktikum im Altstadt Druck gemacht. Wenn ich ehrlich bin, sah ich damals in der neuen Zeitung ein kurzlebiges und recht aufwendiges Projekt, das nach dem Verbrauch einiger Fördermittel wieder eingehen würde. Die Zeitung fiel auf durch ungewöhnliches Format und Farbigkeit. Sie landete kurz darauf in Form von langen Filmrollen auf meinem Leuchttisch in der Abteilung Offset-Montage und Kopie. Meine Aufgabe war es, die Filmrollen zu zerschneiden, die einzelnen Seiten millimetergenau auf große Folien zu montieren, auf Druckplatten zu belichten und diese zu entwickeln. Dann trug ich die großformatigen Platten in den Drucksaal, wo sie von den Offsetdruckern in die Maschinen eingespannt wurden. Zwei oder drei Ausgaben der anfangs vierteljährlich erscheinenden Zeitung habe ich so bearbeitet, bevor ich wegen einer Umschulung den Betrieb verließ. Die Druckerei-Welt, speziell mein Bereich die Druckvorstufe, war in schneller Wandlung begriffen, sodass innerhalb weniger Jahre durch neue computergestützte Technologien ganze Berufszweige überflüssig wurden.
In dieser Zeit entfielen der reprotechnische Film und die herkömmliche Plattenbelichtung vollkommen, und so konnte das Druckbild der OSTPOST direkt vom Computer auf die Druckplatten übertragen werden.
In Erinnerung geblieben ist mir auch die relativ aufwendige Weiterverarbeitung der großen Zeitungsblätter, bei der ich auch mal mitmachen durfte. Anders als bei anderen Zeitungen oder Broschüren geschieht das nicht durchgehend maschinell. Die einzelnen Blätter werden in einem anderen Betrieb gefaltet, da die Technik des Altstadt Drucks nicht für ein so großes Format ausgelegt ist. Anschließend müssen sie per Hand zusammengetragen werden, was ich als umständlich in Erinnerung habe. Die großen, gesammelten Bögen können nicht ohne weiteres im gefalteten Zustand aufgestoßen und in einheitliche Position gebracht werden. Sie müssen möglichst passgenau ineinander gelegt werden.
Während ich mich zum Mediengestalter fortbildete und zwei Praktika in Rostocker Werbeagenturen absolvierte, näherte sich die OSTPOST schon ihrer 10. Ausgabe. Zu dieser Zeit schien meine Zukunft nicht sehr rosig, denn frisch angelernte Mediengestalter wie mich gab es wie Sand am Meer und die Arbeitslosigkeit war nach der Jahrtausendwende allgemein sehr hoch. In der Werbebranche gab es bestenfalls Aussicht auf unbezahlte Praktika. Zum Zeitvertreib und zur privaten Übung meiner neu erworbenen satztechnischen und gestalterischen Kenntnisse brachte ich zu dieser Zeit eine selbst geschriebene Geschichte („Vergessenes Land“) in Buchform und gab sie auch früheren Druckerei-Kollegen zu lesen. Eine meiner früheren Kolleginnen hatte sich inzwischen mit einer eigenen Werbeagentur selbstständig gemacht und mir ein erstes Praktikum in ihrer Firma ermöglicht. Sie reichte die Lektüre mit einer Empfehlung an den mir flüchtig bekannten OSTPOST-Herausgeber Robert Uhde weiter.
Damals war er OSTPOST-Macher, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Östlichen Altstadt und Betreiber der Galerie „Glasperlenhaus“ am Wendländer Schilde. Er lud mich zu einem weiteren Praktikum als Mediengestalter ein und wollte meine Geschichte in seinem Zeitungsprojekt in Fortsetzung abdrucken. Auch die Produktion des Buches durch den Altstadt Druck hat er finanziert.
Eine aktuelle Ausgabe der Zeitung wartete in halbfertigem Zustand an meinem Praktikumsplatz in einer benachbarten Werbeagentur schon auf mich. So konnte ich in den Jahren 2003 und 2004 an der Herstellung der OSTPOST-Ausgaben 10 bis 13 in meinem neuen Beruf mitwirken - zunächst als Praktikant am Wendländer Schilde, später von zu Hause aus, als frisch gebackene „ICH-AG“. Den Anstoß zur Selbstständigkeit gaben Robert Uhde und der Betreiber der Werbeagentur, welche mir einen kleinen monatlichen Festbetrag und Grundstock an Aufträgen zusicherten. Dieser Plan ließ sich nicht lange aufrecht erhalten: Es fanden sich mehr attraktive Arbeitsgebiete für mich als zunächst gedacht und die getroffene Abmachung stellte sich schnell als ungünstig heraus. So trennten sich unsere Wege bald und auch die OSTPOST verschwand für etwa 5 Jahre aus meinem beruflichen Umfeld. Auf jeden Fall hatte ich aber Erfahrungen bei der Erstellung der Zeitung gesammelt und mich mit ihren speziellen Herausforderungen auseinandergesetzt.
Auch einen ersten kleinen Artikel hatte ich kurz vor meinem vorübergehenden Abschied von der OSTPOST - ungefragt - untergebracht (irgendwo gab es eine Lücke, die gefüllt werden musste).
Ganz nebenbei entwickelte sich mein Interesse für Rostocker Stadtgeschichte weiter und auch meine private Foto- und Postkarten-Sammelleidenschaft nahm durch die aufkommenden Flohmärkte und die Verbreitung des Internets einen Aufschwung.
Ich begann im Jahre 2004 mit der Gestaltung von Rostock-Kalendern und war, so oft es ging, als Käufer und Verkäufer auf Flohmärkten unterwegs.
Auch die Rostocker Altstadt als Fotomotiv blieb immer ein persönliches Lieblingsthema. Mehrmals im Jahr teile ich mir seit 2006 mit dem Maler Peter Brumme einen Verkaufsstand auf den Kunsthandwerkermärkten in der Nikolaikirche, wo ich als Stand-Nachbar eigene Altstadt-Bilder verkaufe und meine Rostock-Sammlung präsentiere.

Als im Jahre 2009 Sebastian Bielke mit der Ausgabe Nr. 19 das etwas eingeschlafene Zeitungsprojekt wieder belebte, war ich gerne bereit, den Satz der Zeitung als freiberuflicher Mediengestalter wieder zu übernehmen. Er kümmerte sich auch um Anzeigenkunden und feste Verkaufsstellen für die OSTPOST und machte die Zeitung wieder zu einem lebendigen Projekt des Vereins zur Förderung der Östlichen Altstadt. Mit Unterstützung der Cityagentur Schumann, der Marktveranstalterin in der Nikolaikirche und dem Einsatz von Altstadtvereins-Mitgliedern wie Sebastian Bielke und Peter Horn konnte ab 2010 die OSTPOST erfolgreich als Team auf den Märkten präsentiert werden. Ich selbst wechselte allmählich von der Rolle des bloßen Gestalters und Auftragnehmers auch in die des Redaktionsmitgliedes und Schreibers hinüber. Auch im Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt, dem Herausgeber der OSTPOST, bin ich seit einigen Jahren aktiv.

Es macht mir Spaß zu recherchieren, zu schreiben und immer wieder nach neuen Themen zu suchen. Mittlerweile teile ich mir mit bewährten Autoren und Themen-Lieferanten wie Gaby Pertus, Peter Horn, Max Braatz und Bernard Dolenga das Schreiben der Zeitungsartikel. Auch eigene Altstadt-Fotos waren zunehmend gefragt, wie auch die historischen Rostock-Motive aus meiner Sammlung. Ergänzt wird diese durch die Sammlungen von Gisbert Wolf und Hans-Otto Möller, dem Vater des Altstadtvereins-Vorsitzenden Jürgen Möller, der als Redaktionsmitglied mit seinen Altstadt-Kenntnissen und Kontakten bei der Erstellung der Zeitung mitwirkt. Seit genau 11 Jahren besteht die OSTPOST-Redaktion nun aus Sebastian Bielke, Jürgen Möller und Hinrich Bentzien.
Seit Jahren unternehme ich regelmäßig eine sonderbare Zeitreise: Ich besuche meinen früheren Betrieb, den Altstadt Druck, und stehe als Kunde neben meinem früheren Arbeitsplatz, um den Druck einer neuen OSTPOST in Auftrag zu geben.

Ich wünsche mir, dass es auch noch in fünf oder zehn Jahren Gelegenheit und Anlass gibt, etwas über unsere Stadtteilzeitung zu schreiben und hoffe, dass uns unsere Leser treu bleiben. Ein Dank für die Unterstützung des Zeitungsprojektes geht auch an unsere Werbekunden, an den Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt als Herausgeber und aktiven Unterstützer und den Altstadt Druck für die zuverlässige Zusammenarbeit.

Hinrich Bentzien, März 2020

Altstadtmagazin OSTPOST

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